Hut ab! Made in Mexico
Mexiko hat einen schwierigen Stand: Die Beziehungen zu den USA haben sich in letzter Zeit verschlechtert, unter der grossen Abhängigkeit leidet auch die Wirtschaft. Sichere Arbeitsplätze wären für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage dringend notwendig. Die Hutmanufaktur Sombreros Sánchez zeigt, wie in einem schwierigen Umfeld Perspektiven geboten werden können.
Bereits in den 1940er-Jahren wurde Sombreros Sánchez vom Grossvater des heutigen Inhabers, Moisés Genaro Sánchez, gegründet. Dieser begann mit einer Näh- und einer Fertigungsmaschine, die drei Hutmodelle formen konnte. In den 1960er-Jahren erweiterte dann Moisés Sánchez’ Vater die Produktion und schickte Vertreter mit Wagenladungen voller Hüte in andere Landesteile.
Gestärkt aus der Krise
Als 1994 in Mexiko die Peso-Krise begann, brach der bis dato florierende Hutverkauf ein. Ohne die Kreditgenossenschaft Concreces, eine Partnerorganisation von Oikocredit, hätte Sombreros Sánchez nach der Peso-Krise ganz von vorn anfangen müssen. Mit Betriebskapital von Concreces konnte Sombreros Sánchez sich in der schwierigen Zeit behaupten, indem die Rohware der Lieferanten im Voraus bezahlt wurde und die Produktion so auf einem kontinuierlichen Niveau gehalten werden konnte.
Die Investment-Genossenschaft Oikocredit ist seit 40 Jahren Pionier sozial-ethischer Investitionen. Mehr als 54'000 Anlegerinnen und Anleger finanzieren Projekte des Fairen Handels, Erneuerbarer Energien, der Förderung von Frauen und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in über 70 Entwicklungs- und Schwellenländern. |
Hüte als Währung
Viele der heute 1000 Hutflechterinnen und -flechter von Sombreros Sánchez arbeiten primär in der Landwirtschaft. Das Flechten der Hüte verschafft ihnen ein wichtiges Nebeneinkommen. Die meisten flechten fünf bis sechs Strohhüte pro Tag. Durch den Verkaufspreis von 0,80 US-Dollar pro Hut kann das Unternehmen konkurrenzfähig bleiben, gleichzeitig aber 0,40 US-Dollar pro Hut an Arbeiter zahlen.
Sanchez hat ein geniales und preisgünstiges Logistik-System: Wer 20 bis 30 Hüte fertiggestellt hat, kann sie an den Dorfladen verkaufen oder gegen Lebensmittel eintauschen. Die Ladenbesitzer nutzen die Hüte entweder als Währung zur Bezahlung ihrer Zulieferer oder verkaufen sie weiter. Die Zulieferer liefern die Hüte in Sánchez’ Fabrik in Oaxaca ab, wo sie von über 20 Beschäftigten weiterbearbeitet werden.
Währungsrisiken Während der Peso-Krise von 1994/95 verlor die Lokalwährung Peso gegenüber dem US-Dollar 50 Prozent ihres Wertes. Unternehmen, welche ihre Kredite in Dollar aufgenommen hatten und ihre Einnahmen durch den regionalen Verkauf in Peso erhielten, trugen somit doppelte Kosten. Für viele Firmen war dies das Ende. Aus diesem Grund vergibt Oikocredit, wann immer das Risiko tragbar ist, seine Kredite in Landeswährungen (2016: 52,3 % des Gesamtportfolios). Damit übernimmt Oikocredit das Währungsrisiko für seine Partner und sichert dieses durch den eigenen Risikofonds für Darlehen in Landeswährungen sowie externe Absicherungsgeschäfte ab. |
Sombreros Sánchez verkauft inzwischen 7000 bis 8000 Hüte pro Monat. Ein Teil davon wird ins Ausland wie etwa nach Frankreich, Argentinien und die USA verkauft. Sombreros Sánchez ist inzwischen der zweitgrösste Hersteller von Strohhüten in Mexiko.
«Mit einem Betriebskredit des Oikocredit-Partners Concreces konnten wir uns in schwierigen Zeiten behaupten und unsere Produktion auf einem konstanten Niveau halten. Ich bin stolz darauf, zu Concreces zu gehören.»
Moisés Genaro Sánchez, Inhaber der Hutmanufaktur Sombreros Sánchez
Archiv > 2017 > Juli
- 31.07.2017 31.07.17, 17:56 - Fairer Teegenuss = faire Arbeitsplätze für Frauen?!
- 25.07.2017 25.07.17, 12:55 - Hut ab! Made in Mexico
- 25.07.2017 25.07.17, 10:25 - gebana AG: Risiko als Teil des Geschäftsmodells
- 18.07.2017 18.07.17, 14:44 - «Wir möchten natürlich wissen, wie sich unsere Arbeit auf das Leben der Menschen auswirkt.»