Farmerline unterstützt afrikanische Kleinbäuer*innen mit moderner Technologie
Farmerline, eine Partnerorganisation von Oikocredit, bietet afrikanischen Kleinbäuer*innen vielfältige Dienstleistungen. Diese reichen von der Beratung zu Anbau und Preisgestaltung bis hin zu logistischer Unterstützung und Zugang zum Markt.
Die Technologie von Farmerline trägt dazu bei, die Produktivität und das Einkommen der Bäuer*innen zu verbessern. Die Oikocredit-Partnerorganisation bietet innovative und nachhaltige Lösungen für Bäuer*innen in ganz Westafrika, u. a. in Ghana, Côte d'Ivoire, Togo und Benin. Sie hilft ihnen bei der Bewältigung von Herausforderungen wie dem Zugang zu Versorgungsgütern, Kommunikationslücken und dem Klimawandel.
Ein „Amazon“ für afrikanische Bäuer*innen
Gegründet 2013 von Alloysius Attah und Emmanuel O. Addai, begann Farmerline mit der täglichen Versendung agronomischer Informationen per Sprachnachrichten und SMS an 800 Bauern in der Ashanti-Region Ghanas. Heute ist Farmerline ein bedeutender Akteur im afrikanischen Agritech-Sektor.
Oikocredit hat 2 Millionen US-Dollar in das Unternehmen investiert. „Wir sind sehr stolz, Farmerline in unserem Kapitalbeteiligungsportfolio zu haben. Farmerline entwickelt Lösungen, die auf die Bedürfnisse und Herausforderungen von Kleinbäuer*innen in Afrika ausgerichtet sind“, sagt Sébastien Rigaud, Equity Manager bei Oikocredit.
Investitionen in die Landwirtschaft können dazu beitragen, Arbeitslosigkeit und Armut in ländlichen Regionen zu verringern und gleichzeitig die lokale Ernährungssicherheit zu erhöhen. „Unsere Partnerschaft mit Oikocredit beruht auf einer gemeinsamen Vision, die darin besteht, Gemeinschaften zu stärken und einen nachhaltigen Wandel voranzutreiben“, sagt Alloysius Attah, Geschäftsführer und Mitbegründer von Farmerline.
Im vergangenen Jahr wurde Farmerline vom Weltwirtschaftsforum als einer von sieben afrikanischen Technologiepionieren ausgezeichnet.
Ein ganzheitlicher Ansatz zur Unterstützung von Bäuer*innen
Kleinbäuer*innen in Afrika stehen vor zahlreichen und komplexen Herausforderungen. Unzureichende Kenntnisse der Agrartechnologie, begrenzter Zugang zu Qualitätsdünger und Lücken in der Kommunikation zwischen Produktionsgebieten und Märkten sind allesamt Hindernisse für eine effiziente und nachhaltige Landwirtschaft. Dabei ist der Agrarsektor für die Ernährungssicherheit dieser Region unerlässlich.
Zu diesen praktischen Herausforderungen kommt noch die Klimakrise hinzu. In den letzten Jahren haben schwere Dürreperioden und schlechtes Wetter die Ernten beeinträchtigt. Durch die unregelmässigen Niederschläge haben Bäuer*innen mit geringen Erträgen zu kämpfen, was sich erheblich auf ihr Einkommen auswirkt.
„Viele Kleinbäuer*innen sind vom Regen abhängig. Wenn es nicht regnet, wird ihre Ernte nicht bewässert, was sich auf das Endergebnis auswirkt", erklärt Lily Akorfa Keledorme, Head of Impact and Learning bei Farmerline.
Zur Unterstützung des Sektors verfolgt Farmerline einen ganzheitlichen, auf die Bäuer*innen ausgerichteten Ansatz. Die Strategie kombiniert folgende Elemente:
- Apps und digitale Plattformen, die auch Bäuer*innen in entlegenen Regionen mit Informationen und Dienstleistungen versorgen.
- Logistische Ressourcen zur effektiven Verteilung von Betriebsmitteln und Produkten.
- Aussendienstmitarbeitende zur direkten Unterstützung von Bäuer*innen mit Schulungen und individueller Beratung
- Bündelung landwirtschaftlicher Ressourcen zur Bereitstellung von Informationen über bewährte Verfahren, Pflanzensorten und Anbaumethoden.
- Agrar- und ernährungswissenschaftliche Partner, die Marktchancen schaffen und die Vermarktung von Erzeugnissen unterstützen.
Mergdata: Die digitale Plattform von Farmerline für Bäuer*innen
Die Geheimwaffe von Farmerline ist Mergdata, eine von ihr entwickelte digitale Plattform. Die Software-as-a-Service (SaaS)-Plattform wird an Händler, Entwicklungspartner und andere Interessengruppen lizenziert oder als White-Label angeboten. Sie wurde bereits in 48 Ländern eingesetzt und kann Informationen zu einer Vielzahl von Datenpunkten integrieren, darunter Wetter-, Marktpreis-, Lieferketten- und agronomische Daten.
Mit Mergdata engagiert sich Farmerline in grossem Umfang für die Kleinbäuer*innen, indem es sie digital registriert, die landwirtschaftlichen Parzellen kartografisch erfasst und die direkte Kommunikation und Bezahlung erleichtert.
"Mergdata ermöglicht es anderen Unternehmen, Kleinbäuer*innen innerhalb ihrer eigenen Wertschöpfungsketten zu unterstützen. Das Tool fördert die Grundsätze der Rückverfolgbarkeit, Compliance und Transparenz und unterstützt gleichzeitig an den Klimawandel angepasste Praktiken wie regenerative Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft", erklärt Sébastien.
Das System automatisiert die detaillierte Berichterstattung für Interessengruppen und lässt sich in bestehende Unternehmensinformationssysteme integrieren, um die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards zu zertifizieren. Es vereinfacht die Nachhaltigkeitsberichterstattung für Agrarunternehmen, indem es die legale Herkunft von Produkten verifiziert und ihren Weg durch die Wertschöpfungskette verfolgt. So erhalten Agrarunternehmen und Bäuer*innen die Informationen, die sie benötigen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und die Effizienz auf allen Ebenen zu verbessern.
Mergdata verbessert auch die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln und hilft Lebensmittelunternehmen bei der Einhaltung von EU-Normen. So können beispielsweise landwirtschaftliche Betriebe kartografisch erfasst und sichergestellt werden, dass der Anbau der Bäuer*innen nicht zur Abholzung der Wälder beiträgt.
Förderung inklusiver Finanzwirtschaft
Farmerline fördert Mechanismen zur inklusiven Finanzwirtschaft aktiv und arbeitet mit Agrarunternehmen zusammen, um Bäuer*innen einfachen Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten zu bieten, ohne auf traditionelle Banken zurückgreifen zu müssen.
Dieser Ansatz stärkt die Partnerschaft zwischen Oikocredit und Farmerline noch weiter, da er im Einklang mit ihrem gemeinsamen Engagement für die Stärkung von Kleinbäuer*innen und die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft in Afrika steht.
"Die Unterstützung von Oikocredit hat es uns ermöglicht, im französischsprachigen Westafrika zu expandieren und innovative Lösungen wie unsere Beratungsstelle für Bäuer*innen in lokalen Sprachen anzubieten. Gemeinsam bauen wir widerstandsfähige landwirtschaftliche Ökosysteme auf und unterstützen Bäuer*innen mit Integrität und Hingabe. Unsere Fortschritte inspirieren uns dazu, uns weiterhin für echten Wandel einsetzen", sagt Alloysius.
Bildungsangebote und Schulungen
Technologie allein reicht nicht aus, um das Leben der Bäuer*innen entscheidend zu verändern. Sie müssen sich auch das Wissen und die Ressourcen aneignen, um diese Werkzeuge effektiv zu nutzen. Farmerline organisiert deshalb regelmässig Schulungen, um den Bäuer*innen notwendige Kenntnisse zu vermitteln. Damit können sie ihre Ernten besser verwalten und sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen. Die Schulungen tragen auch dazu bei, das Vertrauen der Bäuer*innen zu stärken.
Laut Farmerline sind die Ergebnisse ermutigend. Mehr als die Hälfte (57 %) der Bäuer*innen gaben an, das im Schulungsprogramm Gelernte in die Praxis umzusetzen. Ebenso viele (56 %) berichteten von einer Steigerung ihrer Produktivität, gemessen an den Erntemengen.
Ortsunabhängige Unterstützung
Farmerline macht sich auch die Leistungsfähigkeit von Mobiltelefonen zu Nutze. Bäuer*innen können in mehreren afrikanischen Ländern eine Hotline anrufen, um Informationen zu klimafreundlichen Praktiken, Marktpreisen, Marktdienstleistungen und das Wettervorhersagen zu erhalten. Mit diesen Informationen ist es Kleinbäuer*innen möglich, ihre Betriebe zum Wohle ihrer Familien effizient und rentabel zu führen.
Seit Mai 2023 unterstützt Oikocredit Farmerline bei der Ausweitung dieses Dienstes auf Benin, Côte d’Ivoire und Togo. Das Budget für das Erweiterungsprojekt beträgt 412.400 Euro. Farmerline steuerte 40 % des Budgets bei, während das Smallholder Safety Net Extension Programme (SSNUP), an dem Oikocredit beteiligt ist, 60 % beisteuerte.
Die Hotline ist in allen drei Ländern erfolgreich angelaufen. Insgesamt sind 80 000 Kleinbäuer*innen mittlerweile registriert:
- 43.000 Kleinbäuer*innen in der Côte d’Ivoire
- 5.000 Kleinbäuer*innen in Togo
- 32.000 Kleinbäuer*innen in Benin
Im Rahmen des Projekts konnten mindestens 10 % der Bäuer*innen ihr Einkommen dank der Kontakte zur Agrarindustrie und des verbesserten Zugangs zu Betriebsmitteln und fairen Märkten steigern.
Die teilnehmenden Bäuer*innen werden auch von einem besseren Verständnis ihrer landwirtschaftlichen Kulturen, der Einführung neuer Praktiken, die zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft beitragen, und einer Steigerung der Produkterträge profitieren.
Blick in die Zukunft: Expansion in ganz Afrika
Nach Erfolgen in Ghana expandiert Farmerline nun in Côte d’Ivoire, Togo und Benin. Weitere Expansionen sind in Uganda, Kenia, Tansania und Nigeria geplant.
Die Expansion zielt darauf ab, mehr Kleinbauern in ganz Westafrika zu erreichen und steht im Einklang mit der Mission von Farmerline, die Landwirtschaft zu stärken. Mit Hilfe einer kürzlich erhaltenen Finanzierung in Höhe von 20 Mio. US-Dollar führt das Unternehmen fortschrittliche Technologien wie Darli AI ein. Es handelt sich dabei um ein interaktives Sprachdialogsystem, das Bäuer*innen mit wichtigen landwirtschaftlichen Informationen und Unterstützungsdiensten versorgen soll. Diese Initiative zielt darauf ab, die Informationslücke zu schliessen und die Effizienz und Produktivität der Landwirtschaft in Afrika zu steigern.
Farmerline arbeitet auch daran, das Angebot auf Frauen auszuweiten, da diese trotz ihrer höheren Kreditwürdigkeit besondere Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzdienstleistungen haben.
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