Q2 2023 Quartalsbericht: Gute Ergebnisse unter herausfordernden Bedingungen
Vierteljährlich veröffentlicht Oikocredit Fakten und Zahlen zum vorangegangenen Quartal. Der Bericht liefert wichtige Hintergrunddaten und gibt einen Einblick in die neuesten Entwicklungen der Genossenschaft.
Strategieplan 2022-2026: Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften
Das gemeinschaftsorientierte Anlageportfolio von Oikocredit wächst. So genehmigte die Genossenschaft neue gemeinschaftsorientierte Darlehen und konnte die Zusammenarbeit mit möglichen zukünftigen Partnerorganisationen für innovative Partnerschaften ausweiten, die gezielt das Gemeinwesen stärken sollen. Dies ist ein Schlüsselelement unserer Strategie für 2022-2026: Mit einem ganzheitlichen Ansatz sollen wirtschaftlich benachteiligte Gemeinschaften in unseren Fokusländern beim Aufbau ihrer Widerstandsfähigkeit unterstützt werden.
Die wegweisende Umfrage von Oikocredit zur Selbstwahrnehmung unserer Kund*innen ist nun im dritten Jahr durchgeführt worden. In diesem Jahr haben sich 35 Organisationen im Bereich des inklusiven Finanzwesens daran beteiligt, das sind fünf mehr als erwartet. Mehrere Partnerorganisationen hatten bereits im dritten Jahr in Folge an der Umfrage teilgenommen. Die Umfrage gibt Aufschluss darüber, welche Faktoren sich auf das Leben der Endkund*innen unserer Partnerorganisationen auswirken und wie wir und unsere Partnerunternehmen diese Menschen noch besser unterstützen können.
Die gemeinschaftsorientierte Strategie der Genossenschaft zielt auch darauf ab, eine globale, wirkungsorientierte Investmentbewegung zu fördern sowie eine direktere Verbindung zwischen Partnerorganisationen, Gemeinschaften mit geringem Einkommen, Oikocredit Mitgliedern und Anleger*innen zu ermöglichen.
Wir haben die Umstellung der Investitionen in Deutschland auf das neue Anlagemodell erfolgreich abgeschlossen und die Umwandlung in der Schweiz endgültig vorbereitet.
Im zweiten Quartal haben wir die zweite Veranstaltung unserer neuen Online-Serie Oikocredit Live durchgeführt. Unter dem Titel „Den Klimawandel bekämpfen – aber wie?“ stellten wir zwei Partnerorganisationen vor: die Agrargenossenschaft Norandino in Peru und das kenianische Unternehmen BURN, das brennstoffsparende Küchenherde herstellt und vertreibt. Damit setzten wir unser interaktives Gespräch mit Mitgliedern und Anleger*innen darüber fort, wie das uns anvertraute Geld dazu beiträgt, das Leben von Menschen positiv zu verändern.
Parallel dazu entwickeln wir aktuell „Oikocredit Journeys“, also Investorenreisen, im Rahmen derer Mitglieder und Anleger*innen Partnerorganisationen und Begünstigte auf verantwortungsvolle Art und Weise besuchen können. Die ersten Oikocredit-Reisen sind für 2024 geplant.
Organisatorische Entwicklungen
Auf der Generalversammlung und der Mitgliederversammlung von Oikocredit im Juni wurde die Umstellung auf das neue Anlagemodell und die Schaffung einer globalen Investorenbewegung weiter diskutiert. Auch die Rolle und Zukunft der Mitgliedschaft in der Genossenschaft standen auf der Tagesordnung.
Wir arbeiten mit den Förderkreisen zusammen, um deren Rolle bei der Förderung des Engagements von Anleger*innen zu stärken. Darüber hinaus unterstützen wir beim Angebot von Aktivitäten im Zusammenhang mit dem strategischen Ziel, globales Lernen für Transformation und Interessenvertretung zu stärken. Dies zielt darauf ab, Bewusstsein für Themen zu schaffen, die uns am Herzen liegen, zum Beispiel, was verantwortungsvolles Investieren umfasst.
Die globale Führungsgruppe von Oikocredit traf sich in Q2 zum zweiten Mal, um über die wichtigsten Ziele der Strategie und die erforderlichen Massnahmen zu deren erfolgreichen Umsetzung in den kommenden Jahren zu beraten.
Portfolioentwicklung und finanzielle Performance
Oikocredits Portfolio ist weiterhin rentabel und erzielte im zweiten Quartal ein positives Ergebnis von 3,8 Millionen Euro. Unser jährliches Monitoring der sozialen Leistung und die regelmässige Bewertung der Leistungen der Partnerorganisationen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) weist weiterhin positive Ergebnisse auf und steigert das Bewusstsein für die Bedeutung eines guten ESG-Rahmens.
Das Entwicklungsfinanzierungsportfolio aus Krediten und Kapitalbeteiligungen verringerte sich um 2,9 Prozent von 1.010,6 Millionen Euro auf 981,1 Millionen Euro. Der Rückgang ist auf externe Faktoren wie höhere Zinssätze und stark gestiegene Lebenshaltungskosten zurückzuführen, die die Kreditnachfrage bei den Partnerorganisationen dämpften und das Risiko für Oikocredit erhöhten. Als zentraler Bestandteil der neuen Strategie ist unser Portfolio an gemeinschaftsorientierten Projekten, etwa in den Bereichen Bildung und kommunale Infrastruktur, auf 23,3 Millionen Euro angewachsen. Die Gesamtzahl der Partnerorganisationen stieg im ersten Quartal von 501 auf 510 an.
Die Qualität des Portfolios geriet unter Druck, da mehr Partnerorganisationen aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Dollar im Inland und der im Vergleich zur lokalen Währung steigenden Kosten von Hartwährungen ihre Rückzahlung verzögerten. Der PAR 90 (der Anteil der Darlehen mit Rückzahlungen, die mindestens 90 Tage überfällig sind) stieg von 4,4 Prozent auf 5,6 Prozent, blieb jedoch unter unserem anvisierten Schwellenwert von 6 Prozent. Die Diversifizierung des Portfolios hilft uns, Risiken zu streuen und zu mindern. Auch bewerten wir vierteljährlich die Risiken für die einzelnen Länder, Anlagearten (Kredit oder Kapitalbeteiligung) sowie Sektoren.
Die Kreditabschreibungen lagen mit 7,0 Millionen Euro über dem Betrag des Vorquartals. Zudem beeinträchtigten erhöhte Kreditausfallrückstellungen für Partnerorganisation in Höhe von 4,7 Millionen Euro das Nettoergebnis. Das Betriebsergebnis, die Marge und Betriebskosten (letztere stiegen von 3,2 Prozent auf 3,5 Prozent des Gesamtvermögens) entsprachen den Erwartungen. Um eine effektive Kostenkontrolle zu gewährleisten, führen wir in der gesamten Organisation vierteljährliche Kostenüberwachungssitzungen durch. Die Liquidität ging wie prognostiziert von 22,5 Prozent auf 19,9 Prozent zurück, ist aber nach wie vor vollkommen ausreichend, um Tilgungen und neue Darlehen und Kapitalbeteiligungen zu finanzieren.
Das Mitgliederkapital verringerte sich von 1.097,6 Millionen Euro auf 1.022,0 Millionen Euro. Dies war bei der Umstellung auf das neue Anlagemodell zu erwarten, da wir davon ausgegangen waren, dass einige Mitglieder und Anleger*innen sich für einen Rückkauf ihres Kapitals entscheiden würden. Zum Ende des zweiten Quartals wurden alle ausstehenden Anteile in unser neues Anlageprodukt, die Beteiligungen, umgewandelt. Seit dem 1. Juli bietet Oikocredit Beteiligungen direkt in Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien (Südtirol), Spanien, Schweden und der Schweiz an, während der belgische und der niederländische Markt weiterhin von Oikocredit Belgium beziehungsweise Oikocredit Nederlands Fonds bedient werden. Über 80 Prozent des gesamten Mitgliederkapitals konnten wir in unser neues Anlagemodell umwandeln. Wir wissen das Engagement unserer Mitglieder und Anleger*innen für den sozialen Auftrag von Oikocredit sehr zu schätzen.
Der Nettovermögenswert (NAV) nach unserer überarbeiteten Berechnungsmethode ist von 212,36 Euro pro Anteil auf 211,98 Euro je Beteiligung gesunken. Dies liegt einerseits an der Dividendenausschüttung im Juni in Höhe von 5,6 Millionen Euro, die das Mitgliederkapital zurückgehen liess. Der Hauptgrund für die Abnahme war der stärkere Rückgang des gesamten ausschüttbaren Vermögens im Vergleich zum Marktwert des Kapitals von Oikocredit.
Ausblick auf die Zukunft
Der Strategieplan 2022-2026 mit dem Ziel, Widerstandsfähigkeit in vielerlei Hinsicht zu schaffen, hat erste Früchte getragen. Darüber hinaus arbeiten wir bereits an neuen, vielversprechenden gemeinschaftsorientierten Programmen und Projekten zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit, die noch in diesem Jahr eingeführt werden sollen. In den kommenden Monaten werden wir unseren aktuellen Wirkungsbericht veröffentlichen, der zeigen wird, wie wir mit fairen und verantwortungsvollen Praktiken mehr Menschen erreichen. Die Genossenschaft hat zudem mit den Vorbereitungen für die erste Berichterstattung im Jahr 2026 nach der EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung begonnen.
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen in Afrika, Asien und Lateinamerika und der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind wir für das zweite Halbjahr 2023 vorsichtig optimistisch. Neben der sozialen Wirkung erwarten wir weiterhin ein positives Finanzergebnis.
Um unsere digitalen Services für Partnerorganisation und Anleger*innen zu verbessern, werden wir in der kommenden Zeit mehrere IT- und Transformationsprojekte umsetzen. So werden wir etwa unser Online-Portal für Partnerorganisationen und Anleger*innen erweitern und einen Prozess für Beschwerdemanagement einführen.
Gemeinsam mit den Förderkreisen werden wir unsere Aktivitäten in den Bereichen der Bildungsarbeit und Kapitalbeschaffung ausbauen. Innerhalb der Genossenschaft werden die Beratungen über die Mitgliedschaft fortgesetzt.
Weitere Informationen unter Oikocredit in Zahlen.
Archiv > 2023 > September
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