Zweiter Quartalsbericht 2021: Zufriedenstellende Leistung in einem unberechenbaren Umfeld

Zweiter Quartalsbericht 2021: Zufriedenstellende Leistung in einem unberechenbaren Umfeld

FF assetDienstag 24 August 2021

Vier Mal im Jahr veröffentlicht Oikocredit Zahlen und Fakten für das vorangegangene Quartal. Dieser Beitrag enthält zusätzliche Hintergrundinformationen.

Allmähliche Rückkehr zu mehr Wachstum

Nach einem erfreulichen Start 2021 musste das Portfolio von Oikocredit zu Beginn des zweiten Quartals temporäre Rückschläge hinnehmen. Grund war das erneute Aufflammen der Covid-19-Pandemie in Indien, unser mit Abstand größter Markt, wie auch in einigen anderen Ländern. In Folge sank die Nachfrage nach Entwicklungsfinanzierungen. Im weiteren Quartalsverlauf zog die Nachfrage – vor allem in Lateinamerika und der Karibik – wieder an, und wir konnten die Verluste weitgehend ausgleichen. Im Ergebnis pendelte sich unser Kredit- und Investmentportfolio auf nahezu dem Niveau des vierten Quartals 2020 ein: Wertmäßig ging das Portfolio von 856,3 Millionen Euro im ersten Quartal 2021 (Q1), im zweiten Quartal 2021 auf 835,5 Millionen Euro zurück.

Die Genossenschaft arbeitet weiterhin mit Gewinn. Wir schlossen das Quartal mit einem Nettoergebnis von 10,3 Millionen Euro ab und damit niedriger als im ersten Quartal (11,9 Millionen Euro), dennoch befindet sich Oikocredit finanziell in guter Verfassung. Die Qualität unseres Kreditportfolios, das sich über mehrere Entwicklungssektoren (inklusives Finanzwesen, Landwirtschaft und erneuerbare Energien) sowie Regionen (Afrika, Asien sowie Lateinamerika und Karibik) erstreckt, ging leicht zurück. Entsprechend waren in gewissem Umfang Rückstellungen erforderlich. Bei der Bewertung unserer Kapitalbeteiligungen mussten wir Wertberichtigungen auf Investitionen vornehmen.

Das bei Oikocredit angelegte Kapital verzeichnete einen Zuwachs auf 1.122,5 Millionen Euro (von 1.117,3 Millionen Euro in Q1). Der Nettoinventarwert (NAV) pro Anteil ging geringfügig von 213,11 Euro auf 212,82 Euro zurück, bedingt durch eine höhere Anzahl von Anteilen und eine leicht rückläufige Profitabilität. Die Loyalität unserer Mitglieder und unserer AnlegerInnen ist und bleibt ein Ansporn für uns.

Einige unserer Partnerorganisationen standen anhaltend unter dem Eindruck der Pandemie. Während einige bisher relativ unbeschadet durch die Pandemie gekommen sind, sahen sich andere größeren Herausforderungen gegenüber. Der Anteil ausfallgefährdeter Projekte („PAR 90“), also der Anteil von Darlehen, bei denen die Rückzahlungen 90 Tage überfällig sind (außer bei gewährten Zahlungspausen), erhöhte sich etwas von 5,6 Prozent auf 5,9 Prozent. Dies war in erster Linie auf den Rückgang des Portfoliovolumens zurückzuführen. Die Anzahl der gewährten Zahlungspausen sank im zweiten Quartal und macht nunmehr 65 Millionen Euro (Q1: 68 Millionen Euro) des gesamten Kreditportfolios aus. Das entspricht dem Trend der letzten Quartale, in denen Partnerorganisationen ihre Tilgungszahlungen zunehmend wieder aufnahmen.

Bei einem Anstieg auf 33,4 Prozent im zweiten Quartal (von zuvor 30,8 Prozent) liegt die Nettoliquidität auch weiterhin auf komfortablem Niveau.

Folgen der Pandemie und finanzielle Lage

Covid-19 war erneut der dominierende Einflussfaktor auf unsere Ergebnisse: Zum einen dämpfte die Pandemie die Nachfrage nach Krediten und zum anderen beschnitt sie die Möglichkeiten für Kapitalbeteiligungen und Beteiligungsverkäufe. In einigen Ländern Asiens, wie Kambodscha, Indien und Indonesien, sowie in weiten Teilen Lateinamerikas ist das Coronavirus noch nicht unter Kontrolle und hemmt dort das Wirtschaftswachstum.

Zudem wirkten sich die Finanzmärkte negativ auf unsere Wertentwicklung aus. Spekulationen über steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten führten in den ersten sechs Monaten des Jahres zu einem wertmäßigen Rückgang unseres Anleihenportfolios (befristete Anlagen) um rund 2,0 Millionen Euro. Das Vorhalten eines hohen Liquiditätspuffers auf Bankkonten bzw. im Anleihenportfolio, um der anhaltenden finanziellen Ungewissheit zu begegnen und Rückkaufanträge bedienen zu können, ist nicht nur teuer, sondern beeinträchtigt auch unsere Profitabilität.

Zwar sind die Ergebnisse im zweiten Quartal etwas hinter denen des ersten Quartals zurückgeblieben. Ermutigend ist indes, dass wir im bisherigen Jahresverlauf insgesamt Kontinuität wahren konnten. Unser Finanzergebnis bleibt positiv und setzt den Erholungskurs fort.

Unterstützende Maßnahmen

Die 2020 als Reaktion auf die Pandemie ergriffenen Maßnahmen werden auch in diesem Jahr fortgesetzt. Dazu gehören Zahlungspausen, die von den Partnerorganisationen in Anspruch genommen werden können, sowie finanzielle Unterstützungsleistungen der Oikocredit International Support Foundation (ISUP) über den Coronavirus-Solidaritätsfonds. Wir halten weiterhin engen Kontakt zu unseren Partnerorganisationen, um sie in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen und, wo nötig, durch unsere Kreditabteilung intensiv zu betreuen. Zudem sind wir so in der Lage, rasch zu reagieren, wenn ihre Geschäftstätigkeit wieder anzieht.

Nicht zuletzt freuen wir uns auch auf eine produktive Zusammenarbeit mit neuen Partnerorganisationen, denen wir bereits Auszahlungen bewilligt haben.

Organisatorisches

Wie angekündigt ist Thos Gieskes zum 1. August als Geschäftsführer ausgeschieden, nachdem er die Genossenschaft seit 2017 geleitet hatte. Wir danken ihm ganz herzlich für den Beitrag, den er für Oikocredit geleistet hat, und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Mirjam ‘t Lam, Direktorin für Finanzen & Risikomanagement, wird bis zur Ernennung eines neuen Geschäftsführers bzw. einer neuen Geschäftsführerin als Interimsgeschäftsführerin fungieren. Die Aufgabenverteilung sowie die Zuständigkeiten innerhalb der Geschäftsführung wurden einer Überprüfung unterzogen, um wirksames Risikomanagement sicherzustellen und Interessenkonflikte zu vermeiden. Zudem hat Wilma Straatman nach dem Ausscheiden von Petra Lens kommissarisch die Rolle der Direktorin für Menschen & Wandel übernommen.

Im Juni fand die 45.Generalversammlung von Oikocredit International statt. Dies war bereits die zweite Jahreshauptversammlung in Folge, die als Hybrid-Sitzung abgehalten wurde und an der Direktmitglieder und Interessierte über ein webbasiertes Konferenz- und elektronisches Abstimmungssystem teilnehmen konnten. Nur einige wenige TeilnehmerInnen waren in der Oikocredit-Geschäftsstelle im niederländischen Amersfoort anwesend. Die Generalversammlung genehmigte den Vorschlag der Geschäftsführung und des Aufsichtsrats, aufgrund des pandemiebedingten Verlusts im vergangenen Jahr keine Dividende für 2020 zu zahlen. Es wurde vereinbart, im weiteren Verlauf des Jahres eine außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, um das „Inflow“-Modell, d. h. das Angebot der Geldanlage, sowie die Strategie 2022-2026 der Genossenschaft zu diskutieren.

Weiterer Ausblick

Mit den Interimsernennungen wird Oikocredit auch in Zukunft in der Lage sein einen stabilen Kurs fortzuführen.

Vor dem Hintergrund der Pandemie sind Prognosen jedoch grundsätzlich schwierig. Der größte Unsicherheitsfaktor besteht in der schnellen Bereitstellung von liquiden Mitteln für Projektfinanzierungen, um unsere Partnerorganisationen zu unterstützen und zugleich die Erträge aus unserem Kreditgeschäft und unseren Kapitalbeteiligungen zu steigern. Die Wirtschaftsbedingungen und die Nachfrageentwicklung in den Ländern, in denen wir Kredite vergeben und investieren, sind nach wie vor unberechenbar. Wir haben allerdings eine Reihe neuer Kooperationen in Planung, die unserer Einschätzung nach mehr Ertrag und Wirkung haben werden, sobald das Wirtschaftswachstum wieder anzieht.

Neben dem Aufbau neuer Kooperationen richten wir unser Augenmerk vor allem darauf, die Qualität unseres bestehenden Portfolios zu sichern und an unserer neuen Strategie zu arbeiten. Dabei werden wir Partnerorganisationen und Mitglieder in Konzeptprüfungen sowie die Neubewertung unseres „Inflow“-Modells einbeziehen. Ferner setzen wir eine Straffung unserer internen Abläufe fort, um unsere Arbeit effektiver zu gestalten.

Momentan arbeiten unsere MitarbeiterInnen zwar hauptsächlich noch im Homeoffice, aber für die Zeit nach der Pandemie erwägen wir bereits Optionen für ein stärker hybrid gestaltetes Organisationsmodell, das die Arbeit von zu Hause und im Büro kombiniert. Wir sind uns der Belastungen bewusst, die neue pandemische Wellen für unsere MitarbeiterInnen bedeuten. Und wir wissen auch, dass viele Menschen in derartigen Ausnahmesituationen ihre Arbeitszufriedenheit und Work-Life-Balance kritisch hinterfragen.

« Zurück