Kann gutes Geld soziale und ökologische Wirkung haben?

Kann gutes Geld soziale und ökologische Wirkung haben?

Freitag 27 Oktober 2017

Zion Ramos aus den Philippinen arbeitet als Projektbeauftragte im Oikocredit-Regionalbüro für Südostasien in Manila. Am anderen Ende der Welt, in San José, Costa Rica, arbeitet Viviana Cordero als Kommunikationsbeauftragte für das dortige Oikocredit-Regionalbüro für Mexiko, Mittelamerika und die Karibik. Beide machen derzeit ein mehrwöchiges Austauschprogramm in der Oikocredit-Hauptgeschäftsstelle in den Niederlanden.

Zion Ramos (l.) und Viviana Cordero (r.) beantworten die Frage "Was habt ihr in Amersfoort gelernt" ohne Worte.

Zion und Viviana, ihr arbeitet beide in Regionalbüros von Oikocredit. Könnt ihr unseren Anlegerinnen und Anlegern mehr über eure Schwerpunkte und Aufgaben dort erzählen?

Zion Ramos: Ich bin vor allem für unsere Partnerorganisationen in Vietnam und Indonesien zuständig. Als Projektbeauftragte kümmere ich mich um die Evaluation und die Prüfung aller Projekte. Außerdem kümmere ich mich darum, dass Auszahlungen für die bewilligten Projekte getätigt werden und mache anschließend auch das Monitoring der Partner.

Viviana Cordero: Ich arbeite als Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit für die Region Mexiko, Mittelamerika und Karibik. In dieser Position bin ich verantwortlich für das Marketing-/ Kommunikations- und IT-Budget, alle Veranstaltungen in unserer Region, die regionale Website und Facebook-Seite sowie alle Werbeaktivitäten, die ich mit dem Team von Oikocredit International koordiniere. Außerdem kümmere ich mich um den CO2-Fußabdruck, den wir in unserer Region messen.

Wie viele Partner betreut ihr momentan in euren Regionen?

Viviana Cordero: In unserer Region haben wir fast 140 Partner in acht Ländern. Zwei dieser Länder (Guatemala und Nicaragua) gehören zu den Top 10 der Länder, in denen Oikocredit weltweit das meiste Kapital vergeben hat.

Zion Ramos: Wir haben fast 50 Partner in Südostasien, die meisten in den Philippinen sowie fünf in Indonesien und zwei in Vietnam.

Was sind die Schwerpunkte für Kreditvergaben in eurer Region?

Zion Ramos: In der Region Südostasien, wo wir ein Büro in Manila und eines in Phnom Penh, Kambodscha, haben, sind die meisten Projekte im Bereich Mikrofinanzinstitutionen und Finanzdienstleistungen.

Viviana Cordero: Die meisten unserer Partner sind landwirtschaftliche Kooperativen und Mikrofinanzinstitutionen. Unser Portfolio ist aber sehr vielfältig und wir haben auch Partner in den Bereichen Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Produktionsdienstleistungen und Erneuerbare Energien.

Die Investment-Genossenschaft Oikocredit ist seit 40 Jahren Pionier sozial-ethischer Investitionen. Mehr als 54'000 Anlegerinnen und Anleger finanzieren Projekte des Fairen Handels, Erneuerbarer Energien, der Förderung von Frauen und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in über 70 Entwicklungs- und Schwellenländern. 

Hattet ihr in diesem Jahr einen speziellen Erfolg in eurer Region oder eine Sache, die sich besonders gut entwickelt hat?

Viviana Cordero: Ich würde sagen, dass wir mittlerweile effizienter arbeiten und die Länder in unserer Region ganzheitlicher unterstützen. Zum Beispiel hilft ein Projektbeauftragter aus Mexiko einem anderen aus der Dominikanischen Republik, ein weiterer aus Guatemala unterstützt das Team in Nicaragua beim Monitoring der Partner oder spezifischen Projekten. Ich selbst arbeite enger mit der Kommunikationsabteilung von Oikocredit International zusammen, die uns dabei unterstützt, eine gemeinsame Strategie zu verfolgen.

Zion Ramos: Das ist in unserer Region ganz genauso.

Wie oft besucht ihr eure Partner persönlich? 

Zion Ramos: Mindestens einmal im Jahr, aber es kann auch zwei- oder dreimal sein, das ist abhängig von den Bedürfnissen der einzelnen Partner. Wenn zum Beispiel ein Projekt neu angelaufen ist oder wir Anliegen haben, die wir mit dem Partner persönlich besprechen möchten, gehen wir öfter vorbei.

Wie ist die Beziehung zu den Partnern?

Viviana Cordero: Das Besondere an Oikocredit ist, dass wir unsere Länderbüros haben und unsere Kolleginnen und Kollegen den Markt sehr gut kennen. Wenn wir zum Beispiel Partner besuchen, die weit ab vom Schuss in ländlichen Gebieten sitzen, dann haben sie das Gefühl, dass Oikocredit sich wirklich um ihre Bedürfnisse kümmert. Und wir lernen so wiederum die reale Situation der Partner kennen und können sie dadurch besser unterstützen. Wenn einer der Partner erzählt, dass er oder sie das Gefühl hat, von Oikocredit langfristig und authentisch unterstützt zu werden, merkt man, dass es den Aufwand wert war. Das haben wir bei vielen unserer Partner erlebt, die über die Jahre gewachsen sind und immer noch mit uns zusammenarbeiten.

Zion Ramos: Eines der Dinge, die die Partner sehr schätzen, ist, wenn sie Beratung und Schulungen von uns erhalten. Sie haben dann das Gefühl, dass wir sie nicht einfach nur durch Kredite unterstützen, sondern dass wir ihnen helfen wollen, ihre Organisation durch diese Trainings weiterzubringen.

Kannst du ein Beispiel für so ein Training geben?

Zion Ramos: Letztes Jahr haben wir ein Programm zu Risikomanagement angeboten, um Risikomanagement stärker in den Organisationen zu etablieren. Im Kern geht es darum, dass Partner unterschiedliche potenzielle Risiken identifizieren und in Zukunft proaktiver damit umgehen können und nicht gänzlich überrascht werden, wenn etwas passiert. Das Programm gibt ihnen mehr Möglichkeiten, sich auf Risiken vorzubereiten und ihre interne Organisation zu stärken.

Was sind denn die größten Herausforderungen in euren Regionen?

Zion Ramos: In unserer Region ist die größte Herausforderung die zunehmende Anzahl von Kreditgebern – nicht nur soziale Investoren, sondern auch lokale Banken –  was zu einem Wettbewerb bei den Konditionen führt. Das erschwert es für uns, das Portfolio in unseren Ländern zu vergrößern.

Viviana Cordero: In unserer Region sind neben wachsender Regulierung vor allem der Klimawandel und Naturkatastrophen die größten Herausforderungen gewesen.

 

Das Interview führte unsere Kollegin Katharina Welp (Oikocredit Nordost, Deutschland).

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