Oikocredit leitet einzigartiges Ausbildungsprogramm für Kaffeebauern
Stellen Sie sich einmal vor, Ihr monatliches Einkommen würde innerhalb von nur vier Monaten zwischen 4.000,- Fr. und 5'700 Fr. schwanken. Dies würde Sie wahrscheinlich sehr verunsichern.
Für Millionen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die Kaffee anbauen, ist dies die Realität. Sie sind den Preisschwankungen ausgesetzt, die durch das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage ausgelöst werden. Neben dem Klimawandel ist diese Preisvolatilität eines der größten Risiken für Kleinbäuerinnen und -bauern im Kaffeesektor. Von Fair Trade USA durchgeführte Fallstudien haben gezeigt, dass Genossenschaften, die Strategien zur Steuerung von Preisrisiken entwickelt haben, die Ernteerträge binnen eines Jahres um über 20 Prozent steigern konnten – das sorgt für eine erhebliche Einkommensverbesserung für die Bauern vor Ort.
Vorteile eines Preisrisikomanagements für die Bauern und Oikocredit
Preisrisikomanagement (PRM) bietet unseren Kaffee-Kooperativen die Möglichkeit, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein regelmäßigeres Gehalt auszubezahlen. Es geht darum, Lagerbestände und Prognosen der finanziellen Lage besser zu planen. Die Inter-Amerikanische-Entwicklungsbank sprach Oikocredit vor Kurzem eine Million US-Dollar an Förderungen zu, um ein PRM-Programm mit 16 Kaffee-Kooperativen in Zentral- und Südamerika zu implementieren. Das Programm schult verschiedene Stakeholder der Kooperativen auf unterschiedlichen Niveaus, unter anderem durch gemeinsames Lernen und verstärkten Austausch zwischen den einzelnen Organisationen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Kooperativen durch das Programm stabilere und insgesamt höhere Einkommen an ihre Mitglieder ausbezahlen werden können.
Ausbildungsprogramm bietet einmalige Gelegenheit für Kaffeegenossenschaften
Oikocredit leitet momentan eine einzigartige Initiative mit MitarbeiterInnen in Costa Rica, unter Leitung des Oikocredit Mitabeiter Hugo Villela. Gemeinsam mit der Inter-American Development Bank (IDB), Fair Trade USA, Keurig Green Mountain und Catholic Relief Services wird ein Beratungs- und Schulungsprojekt umgesetzt. Dieses Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt. Bei diesem mehrjährigen Projekt handelt es sich um das erste seiner Art in Lateinamerika. Vergleichbare bisher in der Region veranstaltete Schulungsprogramme fanden entweder nur eintägig mit Fokus auf bestimmte Betriebe statt oder als einmalige von Importeuren für ihre Kaffeeproduzenten durchgeführte Angebote.
Die Investment-Genossenschaft Oikocredit ist seit 40 Jahren Pionier sozial-ethischer Investitionen. Mehr als 54'000 Anlegerinnen und Anleger finanzieren Projekte des Fairen Handels, Erneuerbarer Energien, der Förderung von Frauen und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in über 70 Entwicklungs- und Schwellenländern. |
Ziel der dreijährigen Initiative: 16 Kaffeeproduzenten in Honduras, Guatemala, Nicaragua, Kolumbien und Peru in ihren Kompetenzen stärken, um Preisrisiken effizienter steuern zu können.
An dem Projekt können Organisationen wie etwa Kooperativen teilnehmen. Kriterien zur Aufnahme in das Programm sind neben der wirtschaftlichen Leistung vor allem auch die soziale Wirksamkeit der Organisationen. Ziel ist, mit dem Projekt rund 5.000 kleinbäuerliche Betriebe zu erreichen. Diese Bäuerinnen und Bauern bewirtschaften in der Regel jeweils bis zu fünf Hektar Land und produzieren im Durchschnitt 680 kg Kaffee pro Hektar und Jahr.
Dabei geht es um vier Ausbildungskomponenten:
- Stärkung der organisatorischen Leistungsfähigkeit durch die Schulungen von Managern
- Entwicklung eines «Werkzeugkasten»
- Berufsbegleitendes Ausbildungsprogramm
- Oikocredit stellt passende Finanzierungen zur Verfügung, um die mit der Steuerung von Preisrisiken verbundenen Kosten zu decken
Dazu Frank Rubio, Leiter der Oikocredit Agrar-Abteilung: «Diese Initiative trägt erheblich dazu bei, die Lebensumstände von Kleinbäuerinnen und -bauern in Lateinamerika zu verbessern.»
Oikocredit ist überzeugt, dass das Investment, das jetzt getätigt wird, vielen Partnerorganisationen in der Kaffeebranche aus Lateinamerika und Afrika neue Perspektiven eröffnen wird. Die Maßnahmen, die im Rahmen dieses Programms entwickelt werden, lassen sich auf andere (landwirtschaftliche) Produkte, deren Anbau und Verarbeitung Oikocredit fördert, anwenden. Wir werden mit allen beteiligten Stakeholdern weiterhin auf Augenhöhe neue Maßnahmen entwickeln und dieses herausfordernde Projekt gemeinsam meistern.