Quartalsbericht Q2 - 2024: Ergebnisse und Herausforderungen
Viermal im Jahr veröffentlicht Oikocredit Fakten und Zahlen zum vorherigen Quartal. In diesem Bericht möchten wir unseren Anleger*innen und Interessierten wichtige Hintergrunddaten zu Entwicklungen im zweiten Quartal 2024 zur Verfügung stellen.
Umsetzung unserer Strategie für 2022-2026
Die gemeinschaftsorientierte Entwicklungsfinanzierung von Oikocredit, die im Mittelpunkt unserer Strategie für 2022-2026 steht, nahm auch im zweiten Quartal zu und erreichte einen Wert von 76 Millionen Euro, was weit über dem Ziel für dieses Jahr liegt.Der Zuwachs unserer gemeinschaftsorientierten Investitionsaktivitäten in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene ist auf die Fortsetzung unserer Partnerschaft mit der Sidian Bank und Aqua for All in Kenia sowie eine Kapitalbeteiligung an Altum Credo in Indien zur besseren Finanzierung von erschwinglichem Wohnraum zurückzuführen. Mithilfe von Investitionen in Bildung, Wohnraum, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Infrastruktur und Klimaschutz sorgen wir für eine Resilienz auf Gemeinschaftsebene.
In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen aus dem inklusiven Finanzwesen in Afrika, Asien sowie Lateinamerika und der Karibik entstand unsere vierte Erhebung zur Selbsteinschätzung, die jährlich durchgeführt wird. Unsere Partnerorganisationen haben mit dem diesjährigen Fragebogen bisher fast 9.000 Kund*innen erreicht und übertreffen damit alle Erwartungen. Wir sind zuversichtlich, dass wir erneut zahlreiche Reaktionen von Kund*innen erhalten, um die Arbeit unserer Partnerorganisationen unterstützen zu können.
Unsere Beratungs- und Schulungsprojekte umfassen derzeit Aktivitäten in Kambodscha, um den Kund*innenschutz im inklusiven Finanzwesen durch Förderung von Mitsprache, Wahlmöglichkeiten, Respekt und Kontrolle von Kund*innen unter anderem in indigenen Gemeinschaften zu verbessern. Darüber hinaus kooperieren wir mit zwei Spar- und Kreditgenossenschaften in Indonesien zur Verbesserung ihres sozialen Leistungsmanagements und Kund*innenschutz sowie mit drei weiteren indonesischen Genossenschaften im Bereich Risikomanagement. Gemeinsam mit der führenden Genossenschaft Jardín Azuayo in Ecuador haben wir Schulungen organisiert, um andere Genossenschaften im Finanzsektor in der Verbesserung ihrer Governance zu unterstützen.
Im zweiten Quartal sank das Anlagekapital um 0,82 Prozent auf 981,0 Millionen Euro, was eine leichte Verbesserung gegenüber dem Rückgang um 1,39 Prozent im ersten Quartal darstellt. Hauptfaktoren waren Rücknahmen in Deutschland, den Niederlanden und Österreich sowie niedrige Zahlen bei den Zeichnungen.
Um Verbindungen zu ermöglichen und unsere globale Anleger*innenbewegung zu fördern, fand im zweiten Quartal unser fünftes Oikocredit Live-Webinar für Mitglieder, Anleger*innen und Interessierte statt. Zum Hauptthema „Die Zukunft des Kakaoanbaus – Ist nachhaltige Schokolade möglich?“ gab es Vorträge von der Conacado, dem Verband der Kakaogenossenschaften in der Dominikanischen Republik, und dem Bean-to-Bar-Schokoladenhersteller Chocolatemakers aus den Niederlanden.
Im Mai 2024 fand die erste Reise von Oikocredit nach Peru statt. Wir hatten achtzehn Anleger*innen aus sechs Ländern auf eine zehntägige Reise nach Lima und Umgebung sowie in die Kaffeeanbauregion im Norden des Landes eingeladen. Wir haben sechs Partnerorganisationen besucht, zahllose Tassen Kaffee getrunken, viele interessante Gespräche geführt und anregende Geschichten von Partnerunternehmen und Kund*innen gehört. Eva Kulik aus der Schweiz nahm ebenfalls daran teil. Sie berichtet am Online-Anlass am 5. September 2024 in Wort und Bild von der Vielfalt der Oikocredit-Partner und deren Dienstleistungen in Peru.
Geringfügige Änderungen an unseren Beteiligungsbedingungen sind in Kraft getreten, die sich hauptsächlich auf den Prozess der Dividendenzahlung auswirken.
Finanzergebnisse und Portfolioentwicklung
Das Nettoergebnis für die erste Jahreshälfte war im Allgemeinen positiv und betrug 3,2 Millionen Euro, sodass der Nettoverlust von 2,6 Millionen Euro aus dem ersten Quartal ausgeglichen werden konnte. Das Betriebsergebnis im laufenden Jahr betrug 41,3 Millionen Euro. Die anteiligen Betriebskosten am Gesamtvermögen stiegen von 3,5 Prozent auf 3,7 Prozent. Während sich das Betriebsergebnis erwartungsgemäss entwickelt, waren die Aufschläge bei der Ausfallvorsorge höher als erwartet. Die Liquiditätskennzahl betrug unverändert 11,6 Prozent, was im Rahmen unserer Erwartungen liegt.
Der Nettoinventarwert pro Beteiligung fiel geringfügig auf 214,38 Euro (von 214,39 Euro im ersten Quartal), was in erster Linie auf eine Senkung der allgemeinen Rücklage im Anschluss an die jährliche Dividendenzahlung zurückzuführen ist.
Die gesamten im Umlauf befindlichen Kredite und Kapitalbeteiligungen von Oikocredit (Entwicklungsfinanzierung) sanken im zweiten Quartal leicht von 1.136,1 Millionen auf 1.099,1 Millionen Euro und blieben damit über dem Zielwert.
Die Portfolioqualität ist weiterhin ein Problem. Gemäss PAR 90 stiegen die ausfallgefährdeten Projekte aufgrund des Anteils der ausstehenden Darlehen mit Zahlungen, die seit mehr als 90 Tagen überfällig sind, von 6,3 Prozent auf 6,6 Prozent, was über unserem Zielwert von 6 Prozent liegt. Weniger Kreditportfoliopartner waren in der Lage, fristgerecht zurückzuzahlen, was teilweise auf einen Mangel an US-Dollar zurückzuführen war. Darüber hinaus führten steigende Zinssätze und Absicherungskosten in den Ländern, in denen wir tätig sind, zu einer höheren Risikowahrnehmung.
Organisationstechnische Entwicklungen
Am 1. Juni wechselte Ging Ledesma von ihrer Funktion als Direktorin Strategy & Sustainable Impact auf den Posten als Strategic Adviser for Impact & Social Performance. In dieser neuen Funktion konzentriert Ging sich auf diverse zentrale Projekte wie die Entwicklung einer Schulung zur Prüfung sozialer Aspekte und die Unterstützung der Feierlichkeiten zum bevorstehenden fünfzigsten Jubiläum von Oikocredit. Kawien Ziedses des Plantes, Sustainable Impact Manager, übernimmt die Funktion als Direktorin Strategy & Sustainable Impact interimistisch.
Am 7. Juni fand in San José, Costa Rica die 48. Generalversammlung von Oikocredit statt. Mitglieder und Interessierte nahmen sowohl persönlich als auch online an der Generalversammlung teil. Zu den Beschlüssen der Generalversammlung gehörten die Ausschüttung einer Dividende von 0,5 Prozent, die Ernennung bzw. Bestätigung diverser Mitglieder des Aufsichtsrates und des Mitgliederrates, Verlängerung der Amtsdauer von Aufsichtratsmitgliedern von drei auf vier Jahre, sowie die Einführung eines alternativen Abstimmungssystems, das den Fördervereinen mehr Stimmen entsprechend der Anzahl Mitglieder pro Verein zuweist.
Oikocredit richtet ihre Tätigkeiten in Südostasien strategisch neu aus. Wir wollen enger mit unseren Partnerorganisationen in Kambodscha und Indonesien zusammenarbeiten, indem wir Mitarbeitende aus diesen Ländern einstellen. Im Rahmen dieser Veränderungen werden wir die Niederlassung auf den Philippinen schliessen, da wir dort aufgrund veränderter Marktbedingungen seit mehreren Jahren keine Investitionen mehr getätigt haben. Die philippinischen Beschäftigten werden in dieser Übergangszeit umfassend von uns unterstützt.
Im Zusammenhang mit einem Antrag von drei Nichtregierungsorganisationen bei der Nationalen Kontaktstelle der OECD für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln wegen mutmasslicher Verstösse gegen die OECD-Richtlinien für multinationale Konzerne haben wir weitere Gespräche mit den NROs über die Finanzierung von Mikrofinanzinstitutionen in Kambodscha geführt. Zu den Diskussionsthemen gehörten die Herausforderungen im Mikrofinanzsektor sowie die Notwendigkeit, diese anzugehen, um die Lebensbedingungen von Menschen mit niedrigem Einkommen in Kambodscha zu verbessern.
Ausblick in die Zukunft
Externe Faktoren sowie interne Entwicklungen werden unsere Performance auch weiterhin beeinflussen. Die globale politische Instabilität, Gesetzesänderungen sowie durch den Klimawandel ausgelöste Ereignisse wirken sich auf unsere Partnerorganisationen und ihre Rückzahlungsfähigkeit aus. Wir werden unsere Beobachtungsaktivitäten ausweiten, um die Situation unserer Partnerorganisationen und Endkund*innen besser zu verstehen und geeignete Lösungen zu finden. Ungeachtet dieser Bemühungen gehen wir davon aus, dass Risikokosten (Kreditausfallvorsorge und Wertminderungen) in Kombination mit hohen Betriebskosten unsere Finanzergebnisse unter Druck setzen werden. Wir erwarten, dass die getroffenen Maßnahmen für ein angemessenes Gleichgewicht zwischen unseren Auswirkungen, unserem Risiko und unserem Ertrag sorgen.
Zusätzlich zur Optimierung unserer organisatorischen Aufstellung in Asien werden wir unser organisatorisches Konzept genauer untersuchen, um auch in Zukunft eine nachhaltige Wirkung erzeugen und Anleger*innen und Partnerorganisationen effektiv zur Seite zu stehen zu können.
Die allgemeine Performance von Oikocredit im zweiten Quartal ist positiv, was die Erzeugung einer Wirkung und die Verbesserung der Resilienz durch unsere gemeinschaftsorientierte Strategie betrifft. Das positive Finanzergebnis verschafft uns ein Polster in Zeiten der Veränderung, Unsicherheit und Volatilität.
Weitere Informationen zum zweiten Quartal 2024 stehen unter "Fakten und Zahlen" zur Verfügung.
Archive > 2024 > août
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