Q4 2023 Quartalsbericht: Wachstum des Portfolios und wichtige Erfolge
Viermal pro Jahr veröffentlicht Oikocredit Fakten und Zahlen zum vorangegangenen Quartal . In diesem Bericht möchten wir unseren Anleger*innen und anderen Personen wichtige Hintergrunddaten zu Entwicklungen im vierten Quartal 2023 zur Verfügung stellen.
Umsetzung unserer Strategie für 2022-2026
Im Zuge der Umsetzung unserer Strategie für 2022-2026 haben wir unser gemeinschaftsorientiertes Portfolio im vierten Quartal 2023 ausgebaut. Dieses Portfolio von Projekten zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften stieg von 43,0 Millionen Euro im dritten Quartal auf 57,3 Millionen Euro im vierten Quartal. Die thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wasser und Abwasser, Bildung, Wohnungsbau und kommunale Infrastruktur. Besonders erfreulich ist die Entwicklung bei unseren Partnerorganisationen Opportunity International (Bildung) und Aqua for All (Wasser und Sanitärversorgung). Unser gesamtes Entwicklungsfinanzierungsportfolio wuchs auf 1.084,7 Millionen Euro.
Unsere Arbeit zielt auch darauf ab, Gemeinschaften zu unterstützen, indem wir bestehenden und zukünftigen Partnerunternehmen die Teilnahme an Beratungs- und Schulungsprojekten ermöglichen: zum Beispiel im Bereich der Anpassung an den Klimawandel, mit Schulungen zum Management von Preisrisiken in der Landwirtschaft und für Endkund*innen entwickelte Programme zur finanziellen Bildung. Im Jahr 2023 haben 85 Organisationen von unseren Beratungs- und Schulungsprojekten profitiert. Dies waren mehr, als wir uns ursprünglich angenommen hatten, was auf den grossen Bedarf und das Interesse unserer Partnerunternehmen hinweist.
Im vierten Quartal haben wir unsere dritte digitale Kundenerhebung zur Selbsteinschätzung abgeschlossen. Dabei arbeiten wir mit Partnerorganisationen im Bereich des inklusiven Finanzwesens zusammen, um die Selbsteinschätzung von Kund*innen über die jüngsten Veränderungen in ihrem Leben zu erfassen. An der diesjährigen Erhebung beteiligten sich 34 Partnerunternehmen und gut 40.000 Kund*innen – deutlich mehr als im Vorjahr. Die Partnerorganisationen nutzen die Ergebnisse der Erhebung zunehmend mehr, um ihre Kund*innen besser mit Produkten und Dienstleistungen zu unterstützen.
Darüber hinaus beabsichtigen wir im Rahmen unserer Strategie, unser globales Netzwerk von gleichgesinnten Menschen und Organisationen zu stärken. Im vierten Quartal haben wir unsere erste internationale Studienreise seit der Covid-19-Pandemie organisiert. Dabei verbrachten 15 Oikocredit-Mitarbeiter*innen der Genossenschaft sowie Ehrenamtliche der Förderkreise eine Woche in Indien, um bei Treffen mit Kolleg*innen unserer indischen Tochtergesellschaft Maanaveeya und mehrerer Partnerorganisationen mehr über unsere Arbeit zu lernen.
Im vierten Quartal hat auch unser drittes Oikocredit-Live-Webinar für Mitglieder, Anleger*innen und andere Interessent*innen stattgefunden. Dabei kamen drei Mikrofinanz-Expert*innen zusammen, um über die Entwicklung und Wirkung von Mikrofinanz und unser Engagement für Empowerment und Nachhaltigkeit zu sprechen.
Das Mitglieder- und Anlegerkapital ist auf 1.000,8 Millionen Euro gesunken. Diesen Rückgang hatten wir allerdings angesichts der Einführung der direkten Beteiligungen als neues Anlageprodukt und der Verstärkung unserer Massnahmen im Bereich der Kundensorgfaltspflicht und Anti-Geldwäsche-Massnahmen auch einkalkuliert. Nach Deutschland und der Schweiz hat auch unser belgischer Förderkreis den Übergang zu unserem neuen Anlagemodell befürwortet; seit dem 01. Januar 2024 findet es dort Anwendung.
Als Organisation haben wir im Laufe des Quartals ein neues Referat für entwicklungspolitische Bildungsarbeit eingerichtet. Gemeinsam mit den Förderkreisen wird das Referat die Koordination für das gemeinsame und langfristig ausgerichtete Engagement von Oikocredit übernehmen, in Ländern mit höherem Einkommen das Bewusstsein und Engagement für unsere Mission und Vision der Schaffung einer besseren und gerechteren Welt zu erhöhen. Eine weitere nennenswerte Entwicklung war die Verabschiedung neuer Richtlinien zu Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion durch das Executive Committee. Bei der Ausarbeitung dieser Richtlinien haben wir Beiträge unserer Mitarbeiter*innen, externer Fachleute und anderer Quellen berücksichtigt.
Portfolioentwicklung und finanzielle Ergebnisse
Das Nettoergebnis von Oikocredit lag im vierten Quartal bei minus 3,0 Millionen Euro, nach plus 4,6 Millionen Euro im dritten Quartal, sodass sich das konsolidierte Gesamtergebnis des Jahres auf plus 1,6 Millionen Euro belief. Im vierten Quartal konnten wir ein solides Portfoliowachstum verzeichnen: Die ausstehenden Darlehen und Kapitalbeteiligungen stiegen um 47,5 Millionen Euro von 1.037,2 Millionen Euro auf 1.084,7 Millionen Euro. Die Zahl der Partnerorganisationen erhöhte sich von 526 auf 540.
Der Quartalsverlust ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einer davon waren die gestiegenen Kreditausfallrückstellungen, die wir vorsorglich aufgrund der weltweit zunehmenden makroökonomischen und geopolitischen Instabilität für das Darlehensportfolio gebildet haben. Der anhaltende Krieg in der Ukraine, der Ausbruch des Krieges in Gaza und die instabile Lage in mehreren Regionen, in denen wir tätig sind, wie Westafrika (zum Beispiel Niger), verschärften die ohnehin schon schwierigen Umstände für die Volkswirtschaften der einkommensschwächeren Länder. Dies machte es erforderlich, die Rückstellungen für Partnerorganisationen, die in Ländern mit Schwierigkeiten operieren, zu erhöhen.
Ein weiterer Faktor, der unsere finanzielle Leistung beeinflusste, war die Rückübertragung von Geldern von unserem XOF-Bankkonto (CFA-Franc der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft) in Côte d’Ivoire auf unser Euro-Bankkonto in den Niederlanden. Nach einer auflagenbeschränkten Verzögerung von drei Jahren wurde die Rückführung im Laufe des Quartals möglich, allerdings verbunden mit einer beträchtlichen einmaligen Bankgebühr .
Die von Oikocredit im vierten Quartal eingeführten Änderungen bei der Rechnungslegung waren ein weiterer Grund für den Verlust. Wir haben unsere Bilanzierungsmethode in Bezug auf unsere beschränkte Wechselkursschwankungsreserve und die Kreditausfallvorsorge für unser Entwicklungsfinanzierungsportfolio angepasst. Dadurch konnten wir die Transparenz und Konsistenz unserer jährlichen Finanzberichterstattung erhöhen und den niederländischen GAAP-Vorgaben (allgemein anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze) entsprechen. In unserem kommenden Geschäftsbericht für 2023 werden wir die Änderungen ausführlicher beschreiben.
Durch ein effektives Management des Entwicklungsfinanzierungsportfolios einschliesslich eines verbesserten Monitorings der Partnerorganisationen in Kombination mit dem Wachstum des Portfolios konnten wir die Quote der ausfallgefährdeten Projekte senken. Der Posten ausfallgefährdete Projekte bzw. PAR 90 (der Anteil am Darlehensportfolio von Zahlungen, die seit mehr als 90 Tagen überfällig sind) sank im dritten Quartal von 6,8 Prozent auf 5,8 Prozent.
Das Betriebsergebnis stieg von 52,4 Millionen Euro im 3. Quartal auf 59,4 Millionen Euro im 4. Quartal, was hauptsächlich auf den Anstieg der Zinserträge zurückzuführen ist. Das Mitglieder- und Anlegerkapital sank im Verlauf des Quartals aufgrund anhaltender Rückkäufe von 1.012,0 Millionen Euro auf 1.000,8 Millionen Euro. Der Nettoinventarwert (NAV) pro Beteiligung stieg wegen Anpassungen der Rechnungslegungsmethode von 211,87 Euro auf 214,03 Euro. Die Betriebskosten blieben unter Kontrolle und stiegen geringfügig von 3,5 Prozent auf 3,9 Prozent. Die (Bar-) Liquidität sank von 16,5 Prozent auf 11,3 Prozent unserer Vermögenswerte, was für ein Wachstum des Portfolios und Rückkäufe ausreichte. Zudem haben wir unsere Kreditlinie von 70 Millionen Euro erneuert und angemessene Puffer beibehalten.
Wir haben die Vorbereitungen für eine aktivere Kapitalbeschaffung im Jahr 2024 in die Wege geleitet und setzten die Planung für unsere erste Berichterstattung im Rahmen der EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) im Jahr 2026 (für das Geschäftsjahr 2025) fort. Wir haben eine Erklärung zur Nachhaltigkeit entwickelt, um einen Rahmen für die künftige CSRD-Berichterstattung zu schaffen. Die Erklärung, die wir integral in unseren Jahresbericht 2023 aufnehmen werden, formalisiert unser ganzheitliches Engagement für finanzielle, soziale und ökologische Leistungen in Schlüsselbereichen unserer Arbeit.
Ausblick auf die Zukunft
Wir rechnen damit, dass das externe Umfeld weiterhin instabil bleibt, was zu einem begrenzten Portfoliowachstum im kommenden Quartal führen wird. Sofern die Zinssätze auf dem derzeitigen Niveau bleiben, werden unsere Erträge ausreichen, um unsere Betriebskosten und Rückstellungen für Kreditverluste und Wertminderungen zu decken, was zu einem positiven Nettoergebnis führen wird. Wir werden unsere Marketinganstrengungen verstärken, um neues Kapital in unseren Märkten einzuwerben. Dies ist eine gute Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit und den Wert der im vergangenen Jahr durchgeführten Neuausrichtung unseres Anlagemodells unter Beweis zu stellen. Auf der Grundlage der erwarteten finanziellen Performance und der Kapitalbeschaffungsaktivitäten gehen wir davon aus, dass der NAV auf einem soliden Niveau von etwa 214 Euro bleiben wird.
Wir treiben unsere Strategie, verantwortungsbewusstes Investieren zu fördern und die Widerstandsfähigkeit von Menschen und Gemeinschaften zu verbessern, mit Ehrgeiz voran, sind uns dabei jedoch auch der vielen Unsicherheiten, die vor uns liegen, bewusst. Unsere Partnerorganisationen und Endkund*innen in Gemeinschaften mit geringerem Einkommen in Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika und der Karibik, auf die wir unsere Anstrengungen konzentrieren, brauchen unsere sozialen, wirkungsvollen Investitionen heute mehr denn je.
Weitere Informationen zum vierten Quartal von 2023 stehen unter www.oikocredit.ch/de/fakten-und-zahlen zur Verfügung.
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