Oikocredit wird 50: Was bisher geschah und was auf uns wartet
Unser Entwicklungsfinanzierungsportfolio ist in den letzten fünf Jahrzehnten von 243.000 Euro auf 1 Milliarde Euro gewachsen. Anlässlich unseres goldenen Jubiläums fordern wir zu noch entschlossenerem Handeln auf, um den systemischen Wandel voranzutreiben und Millionen von Menschen weltweit eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Oikocredit feiert sein 50-jähriges Bestehen mit globalen Veranstaltungen, neuen Partnerschaften und Bildungsinitiativen, die das Erbe der nachhaltigen Entwicklung und sozialen Wirkung weiter stärken sollen. Unter dem Motto „50 Jahre Investitionen in die Zukunft“ erreicht das einjährige Jubiläumsprogramm seinen Höhepunkt am 4. November 2025 mit einer Jubiläumsveranstaltung. Diese bietet einen Rückblick auf die Reise von Oikocredit seit der Gründung 1975 und einen Ausblick auf die zukünftigen Ziele.
Weltweite Solidarität in Krisenzeiten
Die Idee für Oikocredit entstand 1968 auf einer Tagung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Delegierte und Kirchenmitglieder wollten einen ethischen Investmentkanal schaffen, der inmitten globaler Krisen – wie der Apartheid und dem Vietnamkrieg – Frieden und weltweite Solidarität fördert.
Bild: Andacht unter freiem Himmel auf dem Sergels Platz in Stockholm am Sonntag, den 4. Juli 1968 mit Teilnehmenden der Vierten Vollversammlung des Ökumenischen Rates die Kirchen in Uppsala und Mitglieder von Stockholmer Kirchengemeinden. Foto: ÖRK-Archiv
Das Ergebnis war die Gründung der Oikocredit Ecumenical Development Cooperative Society (EDCS). Seitdem konzentriert sich die Genossenschaft auf finanzielle Inklusion und die Unterstützung von Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen. In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern verbessert sie die Lebensbedingungen, schafft Arbeitsplätze und steigert das Einkommen in benachteiligten Gemeinden.
Die aktuellen geopolitischen Ereignisse zeigen einmal mehr, wie wichtig die Mission von Oikocredit ist, betont Mirjam 't Lam, Geschäftsführerin von Oikocredit. „Vor fast 50 Jahren ging Oikocredit einen ungewöhnlichen Weg, um zu zeigen, dass Impact Investing möglich ist, und wurde so eine Pionierin im Bereich Social Impact. Heute sind wir eine Gemeinschaft von über 47 000 Investor*innen, unsere Partner erreichen 53 Millionen Menschen in 52 Fokusländern – und unsere Arbeit ist heute wichtiger denn je“, so Mirjam 't Lam.
Mirjam sieht die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum nicht nur als Rückblick, sondern als Aufruf, im kommenden Jahr noch entschlossener zu handeln, um einen systemischen Wandel voranzutreiben.
„Angesichts der immer grösser werdenden globalen Ungleichheit und der Tatsache, dass die am stärksten benachteiligten Menschen am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden, möchten wir unseren Aufruf zum Handeln erneuern. Egal, ob Sie 200 oder 200 Millionen Euro investieren können – lassen Sie Ihr Geld für eine gute Sache arbeiten! Investieren Sie mit Wirkung und helfen Sie, uns alle auf eine bessere Zukunft vorzubereiten“, fügt sie hinzu.
Höhepunkte des Jubiläumsjahres
Im Januar 2025 wird Oikocredit eine neue Markenidentität und eine überarbeitete Website einführen, um die Transparenz, Barrierefreiheit und den Austausch mit ihren Stakeholdern zu verbessern. Die neue Website wird es den Investor*innen erleichtern, die Mission von Oikocredit zu unterstützen, während das Markenupdate eine klare Ausrichtung und ein stärkeres Engagement widerspiegelt und die visuelle Barrierefreiheit verbessert.
Zusätzlich werden in einer Reihe von Videos, Webinaren und Workshops das Thema „Investitionen in die Zukunft“ lebendig gemacht. Diese sollen das Lernen und die Zusammenarbeit zu Themen wie soziale Wirkung und Klimaresilienz fördern und den Sympathisant*innen von Oikocredit weltweit die Möglichkeit geben, ihr Wissen über wichtige globale Herausforderungen zu vertiefen und in eine Zukunft zu investieren, die auf nachhaltigem und integrativem Wachstum basiert.
Ein Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird der Global Reflection and Visioning Day am 4. November 2025 sein. An vier Standorten weltweit – in Hyderabad (Indien), Nairobi (Kenia), São Paulo (Brasilien) und Rotterdam (Niederlande) – wird die globale Oikocredit-Gemeinschaft zusammenkommen.
Entwicklungsfinanzierung von über 1 Milliarde Euro
Oikocredit hat durch bahnbrechende Investitionen in Bereichen wie erschwinglichem Wohnraum, Genossenschaften sowie in erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft und das Wohlergehen von Gemeinschaften messbare soziale Wirkung erzielt und Standards im Sektor gesetzt. Investor*innen erhielten für ihre Geldanlagen faire Renditen.
Im Jahr 1977 betrug das Kapital der Mitglieder und Investor*innen noch 2,928 Millionen Niederländische Gulden (etwa 1,3 Millionen Euro). Bis Juni 2024 stieg diese Summe auf 980 Millionen Euro. Auch die ausstehenden Entwicklungsfinanzierungen haben sich deutlich erhöht.
Aktuell sind mehr als eine Milliarde Euro (1,099 Millionen Euro) an Entwicklungsfinanzierungen von Partnern in den Kernbereichen von Oikocredit finanziert. Zum Vergleich: 1979 lagen die gesamten Entwicklungsfinanzierungen bei nur 536 364 NLG (ca. 243 400 Euro).
Die ersten Projekte von Oikocredit fanden weit entfernt vom Hauptsitz in den Niederlanden statt. So half ein Darlehen von 200 000 US-Dollar (heute etwa 215 650 Euro) im Jahr 1978 dem Vellore Christian Medical College in Indien, 200 einkommensschwachen Krankenhausangestellten zu Wohnungsbaudarlehen zu verhelfen.
Bild: Die Häuser, die 1978 mit Oikocredit-Darlehen gebaut wurden, stehen noch heute.
Der erste lateinamerikanische Partner von Oikocredit, der Fondo Ecuatoriano Populorum Progressio (FEPP), unterstützte 1979 die Dorfgemeinschaft in Salinas, Ecuador, mit einem Darlehen von 100 000 US-Dollar, um handwerkliche Käse- und Wurstwaren zu produzieren. Heute gilt Salinas als Ecuadors Käsehauptstadt.
Bild: Heute ist Salinas eine florierende Gemeinde, die als Ecuadors „Käse-Hauptstadt“ bekannt ist und in der Dutzende von Industriegenossenschaften angesiedelt sind, die aus der Vision der FEPP entstanden sind.
Nachhaltige Zukunft für benachteiligte Gemeinden
Oikocredit arbeitet derzeit mit mehr als 500 Partnern in 52 Ländern in Afrika, Asien, der Karibik sowie Mittel- und Südamerika zusammen. Diese Partnerschaften haben die finanzielle Inklusion von 53 Millionen Menschen verbessert, von denen 87 % Frauen sind und 65 % in ländlichen Gebieten leben. Laut dem Wirkungsbericht 2024 haben rund 4,29 Millionen Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen Zugang zu Geschäftskapital, während das Portfolio an erneuerbaren Energien jährlich 422 564 Tonnen CO2-Emissionen ausgleicht – das entspricht den Emissionen von 100 571 Autos in einem Jahr.
Zudem stärkt die Genossenschaft durch ihre Zusammenarbeit mit der Oikocredit International Support Foundation den Kapazitätsaufbau und die technische Hilfe. Oikocredit kombiniert privates Investitionskapital mit Spenden, um die Wirkung zu maximieren. Partnerschaften wie die mit Opportunity International verbessern die Bildung von über 1,6 Millionen Kindern in Ländern mit niedrigem Einkommen. Durch Kooperationen mit Aqua for All und Water.org wird der Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen verbessert, um klimabedingte Herausforderungen zu adressieren.
Die Förderung der Resilienz durch Impact Investments bleibt weiterhin das Herzstück von Oikocredits Mission. Angesichts der eskalierenden Klimakrise und gesellschaftlicher Herausforderungen verstärkt die Genossenschaft ihre Investitionen in saubere Technologien, erneuerbare Energien, digitale Mikrofinanzlösungen und regenerative Landwirtschaft, während weiterhin Initiativen in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und bezahlbarer Wohnraum unterstützt werden.